Silbermöwe [engl. Herring Gull]
Die Silbermöwe (Larus argentatus) [Länge 55 - 67 cm, Flügelspannweite 138 - 150 cm, Geschlechter gleich] ist von den in Mitteleuropa brütenden Großmöwen die häufigste. Auf dem ersten Foto ein schwimmender Altvogel noch im sommerlichen Prachtkleid. Anders als Heringsmöwe und Mantelmöwe brütet die Silbermöwe nicht bevorzugt in unmittelbarer Küstennähe, sondern auch im Binnenland. Das Brutgebiet umfasst außer den küstennahen Regionen des westlichen, mittleren und nördlichen Europas auch den Norden von O-Sibirien und große Gebiete in Kanada. Es gibt zwei Unterarten (Subspecies) der Silbermöwe: "argenteus" mit hellgrauem und "argentatus" mit dunkelgrauem Mantel. An den Nordseeküsten Deutschlands, Belgiens und der Niederlande hat man es aber mit Mischpopulationen der beiden Subspecies zu tun, die sich auch miteinander verpaaren. Deshalb macht es wenig Sinn, die Vögel auf den hier gezeigten Fotos einer der beiden Unterarten zuordnen zu wollen. Die Silbermöwen sind Allesfresser. Auf dem Speiseplan stehen Krebse, Weichtiere, Fische, Vogeleier (auch die der eigenen Artgenossen), Jungvögel und Lebensmittelreste, z.B. auf Mülldeponien.
Der Nestbau erfolgt ab April in Dünen, Felsspalten an Steilwänden, Blockhalden, auf Gebäuden, u.a. Legebeginn ab April (in N-Europa erst ab Mai). Gelege enthalten 2 - 3 Eier. Brutdauer 25 - 33 Tage. Beide Altvögel brüten. Die geschlüpften Jungen sind Nestflüchter und werden von beiden Elternvögeln mit Futter versorgt. Die Jungvögel sind mit 35 - 50 Tagen flugfähig, verbleiben aber noch mehrere Wochen im Brutgebiet. Das zweite Foto zeigt einen solchen schon selbständigen Jungvogel mit dem typischen braun gefleckten Gefieder. Es ist nicht ganz einfach, Großmöwen-Jungvögel einer Art zuzuordnen. Der Vogel im zweiten Foto ist aber sicherlich eine Silbermöwe. Erstens entspricht seine Größe der einer Silbermöwe und nicht der einer Mantelmöwe. Dieser Größenvergleich war möglich, weil am fraglichen Küstenabschnitt alle drei Großmöwen präsent waren. Zweitens ist der Schnabel deutlich weniger klobig als derjenige der Mantelmöwen. Und drittens sind Heringsmöwe-Jungvögel viel stärker düster-braun gefärbt als die jungen Silbermöwen.
Wie die anderen in Mitteleuropa vertretenen Großmöwen (Heringsmöwe, Mittelmeermöwe,
Mantelmöwe und Steppenmöwe) ist die Silbermöwe eine
"Vierjahresmöwe", also eine solche, bei der die Umwandlung des Jugendkleids in das Adultkleid vier Jahre dauert. Bei kleineren Möwen nimmt diese Gefiederumwandlung viel weniger Zeit in
Anspruch (2 Jahre bei der Lachmöwe und 3 Jahre bei der Sturmmöwe). Auf dem dritten Foto eine junge Silbermöwe, vermutlich im zweiten Jahr. Auch hier können anhand
der beiden Merkmale "Schnabelform" und "Mantelgefieder" sowohl die Heringsmöwe als auch die Mantelmöwe ausgeschlossen werden. Auf dem vierten Foto ist ein wahrscheinlich dreijähriger Vogel zu
sehen. Zwar ist der Fleck an der Unterschnabelspitze noch nicht rot-orange wie bei den ausgewachsenen Vögeln; aber die einheitlich hellgraue Färbung des Mantelgefieders weist schon auf das
Adultkleid hin.
Der Silbermöwen-Bestand in Mitteleuropa (ME) beträgt etwa 100.000 Brutpaare (40.000 in D, 60.000 in NL, 1.500 in B). Nach der Brutsaison (spätestens Mitte August)
sind die Bestände an den Küsten von ME aber höher, dank des Zuflugs nord- und osteuropäischer Vögel. Im nördlichen Rheinland ist die Silbermöwe hauptsächlich Gastvogel. Außerhalb der Brutsaison
kann man hier Vögel am Rhein, auf den Seen des Braunkohlereviers, auf dem Zülpicher See, dem Laacher See, u.a. beobachten. In den 1990er Jahren brüteten
auf einer Insel in dem östlich von Erftstadt gelegenen Franziskus-See einige Silbermöwen-Paare in der dort ansässigen Sturmmöwen-Kolonie. Zum Schluss noch der Hinweis, dass im Internet Fotos der Silbermöwe (die im Englischen ja Herring
Gull heißt) auch schon mal als Bilder der "Heringsmöwe" deklariert werden.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.)
AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (2) Der Kosmos Vogelführer (L. Svensson et al.) Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2011; (3) Die Vögel zwischen Sieg, Ahr und Erft (G. Rheinwald & S. Kneitz) Ginster-Verlag, St. Katharinen 2002
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