Uferschnepfe [engl. Black-tailed Godwit]

Uferschnepfe (Limosa limosa) Männchen [Ochsenmoor, Nähe Dümmer See] (April)
Uferschnepfe (Limosa limosa) Männchen [Ochsenmoor, Nähe Dümmer See] (April)

Die Uferschnepfe (Limosa limosa) [Länge 36 - 44 cm, Flügelspanne 70 - 82 cm, Geschlechter ähnlich, Familie der  Schnepfenverwandten (Scolopacidae)] ist Brutvogel und Sommervogel von Island und Großbritannien ostwärts über das nördliche Mitteleuropa bis Sibirien. Lebensräume sind Moore, extensiv bewirtschaftete Wiesen und Feuchtwiesen sowie Randzonen von Steppenseen. Bis in die 1960er Jahre war sie im gesamten nördlichen Mitteleuropa ein noch recht häufiger Brutvogel der Wiesenlandschaften. Die Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft, Trockenlegungen von Feuchtwiesen, die neuerdings im großen Maßstab erfolgende Umwandlung von Wiesen und Weiden in Ackerflächen für den ökologisch und auch ökonomisch fragwürdigen Anbau von Biogas-Mais, u.a. haben die Uferschnepfe in Deutschland zu einem seltenen Vogel werden lassen. Im mitteleuropäischen Raum kommt sie als Brutvogel in größerer Zahl nur noch in den Niederlanden vor (schätzungsweise 45.000 Brutpaare). In Deutschland hat sie mit bedeutend geringeren Brutvorkommen (nur noch ca. 5.000 Brutpaare) vor allem in Naturschutzgebieten überlebt (wie z.B. in denen rund um den Dümmer See in Niedersachsen). Auf dem ersten Foto ein Männchen bei der Nahrungssuche im Ochsenmoor südlich vom Dümmer See.

 

Uferschnepfe (Limosa limosa) Weibchen [Ochsenmoor Nähe Dümmer See] (April)
Uferschnepfe (Limosa limosa) Weibchen [Ochsenmoor Nähe Dümmer See] (April)

Mit dem langen Schnabel (8 - 11 cm lang) stochern die  Vögel im feuchten Wiesenboden oder im Sediment von bauchtiefem Wasser nach Nahrung (Regenwürmer, Schnecken, Insekten). Die Weibchen (zweites Foto, auch aufgenommen im Ochsenmoor, Nähe Dümmer See) sind deutlich blasser gefärbt als die Männchen und haben im Vergleich zu letzteren einen etwas längeren Schnabel. Beeindruckend sind die rasanten Flugmanöver während der Balzzeit. Insbesondere die Männchen jagen dann in raschem Flug über die Brutgebiete und lassen dabei ihre lauten Rufe erklingen:  "gütto gütto gütto ......" (deswegen der niederländische Name "Grutto" für die Uferschnepfe). Das Nest wird auf dem Boden aus trockenen Grashalmen etc. gebaut. Legebeginn Mitte April. Gelege zumeist mit 4 Eiern. Brutdauer 22 - 24 Tage. Die Küken verlassen schon im Verlauf des ersten Tages nach dem Schlüpfen das Nest. Von diesem Zeitpunkt an wird der Nestplatz aufgegeben und die Familie zieht im Brutrevier umher. Die Jungen sind nach 3 - 4 Wochen flügge. Mit dem Flüggewerden löst sich der Familienverband auf. Meist nur eine Jahresbrut.

 

Uferschnepfe (Limosa limosa) Beringtes Männchen [Ochsenmoor, Nähe Dümmer See] (März)
Uferschnepfe (Limosa limosa) Beringtes Männchen [Ochsenmoor, Nähe Dümmer See] (März)

Die Uferschnepfen sind Mittel- bis Lanfstreckenzieher. Die Brutvögel West- und Mitteleuropas ziehen ab Anfang Juli in ihre Winterquartiere in Afrika (Sahelzone und Ostafrika), z.T. aber auch nur bis in den Mittelmeerraum oder an die französische Atlantikküste. Rückkehr in die Brutgebiete Ende Februar bis Anfang März. In Anbetracht der akuten Bestandsgefährdung steht die Uferschnepfe seit einigen Jahren auf der Roten Liste D1 der akut vom Aussterben bedrohten Vogelarten in Deutschland. Im dritten Foto ein beringter Altvogel (Männchen ?) im Ochsenmoor südlich vom Dümmer. Die Beringungen der Uferschnepfen finden statt im Rahmen des EU-geförderten Schutzprojektes "Wiesenvögel" unter Federführung der Naturschutzstation Dümmer in Hüde (Kr. Diepholz, NS) [Quellenangabe (3)], siehe unten).  

 

Quellen der Informationen zur Art:  (1) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.)

AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012;  (2) Der Kosmos Vogelführer (L. Svensson et al.) Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2011;  (3) Wiedervernässung ein Schlüsselfaktor: Uferschnepfen am Dümmer (H. Belting et al.) in:

Der Falke, 66. Jahrgang, Heft 8. AULA-Verlag, Wiebelsheim 2019

 

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