Gimpel [engl. Bullfinch]
Der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) [Länge 14,5 - 16,5 cm, Familie der Finken (Fringillidae), Geschlechter verschieden gefärbt, alternativer Name: Dompfaff] ist fest verankert in meinen Erinnerungen an die Kinder- und Jugendzeit. Mein längst verstorbener Onkel W. Klemme war passionierter Ornithologe und hielt in seinem Garten am Stadtrand von Lage (Lippe) eine Voliere mit von ihm selbst gefangenen Finkenvögeln (Gimpel, u.a.), was in den 1950er Jahren keineswegs illegal war. Ich erinnere mich noch gut an die Momente, wenn ich mit meinem Onkel die Voliere betrat, in den Händen ein paar Gimpel-Leckereien, z.B. die Fruchtstände vom Breitwegerich, und einige der Vögel angeflogen kamen, sich auf die Hände setzten um an den Sämereien zu knabbern. Der Gimpel ist zweifellos einer unserer farbenprächtigsten Finkenvögel. Bezüglich des Gesangs ist er allerdings kein großer Meister. Es sind sehr bescheidene kleine Melodien, die er pfeift. Recht kurz und auch nicht besonders laut (z.B. "djüüp djüüp piüüh") .
Mit der leuchtend rosa-rot gefärbten Unterseite und der glänzend schwarzen Kopfbefiederung ist das Männchen (erstes Foto) unverwechselbar. Das Weibchen (zweites Foto) ist zwar nicht ganz so auffällig gefärbt. Mit seiner grau-violetten Unterseite ist es aber trotzdem eine dezente Schönheit. Der Gimpel brütet in der borealen gemäßigten Zone der Alten Welt: Von den britischen Inseln nach Osten bis nach Kamtschatka und Japan (kein Brutvorkommen in Island, S-Iberien, Mittelmeerinseln, weiten Teilen Ungarns, Rumäniens, S-Balkanländern und Türkei). In N-Russland und N-Asien Sommervogel, sonst Jahresvogel. Brutbiotope sind die Randbereiche von Wäldern, Feldgehölze mit Sträuchern und zunehmend auch Parks, Friedhöfe und große Gärten.
Die Paarbildung erfolgt schon im Spätsommer oder Herbst, also mindestens 6 Monate vor Beginn des Brutgeschäfts. Das Nest wird meist sehr gut versteckt auf Außenästen von Bäumen oder hohen Büschen gebaut. Legebeginn Ende April/Anfang Mai (eine evtl. Zweitbrut spätestens im August). Die Gelege enthalten 4 - 6 Eier. Brutdauer beträgt 13 - 14 Tage. Nestlingszeit 15 - 18 Tage. Die Jungvögel (drittes Foto) werden von beiden Altvögeln gefüttert und betteln nach dem Ausfliegen mit "drüüp drüüp"-Rufen und Hin und Herschwenken des Körpers um Futter. Sie sind ca. 3 Wochen nach dem Ausfliegen selbständig. Die Nahrung besteht überwiegend aus pflanzlichen Komponenten (Samen und Knospen von Bäumen, Sträuchern und krautigen Pflanzen, sowie Beeren von Eberesche, Holunder etc.). Die Nestlinge werden gelegentlich auch mit Insektenlarven gefüttert.
Die Mauser der Jungvögel zum Adultkleid findet statt von August bis Oktober, die Vollmauser der adulten Vögel von August bis September (viertes Foto). - Mit etwa 1 Million Brutpaaren in Mitteleuropa (Deutschland ca. 300.000) ist der Gimpel-Bestand derzeit nicht gefährdet.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U. N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.) Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001;
(2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Der Kosmos Vogelführer (L. Svensson et al.) Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2011