Nilgans [engl. Egyptian Goose]
Die Nilgans (Alopochen aegyptiaca) [Länge 71 - 73 cm, Flügelspanne 134 - 154 cm, Geschlechter sehr ähnlich] gehört, wie die Rostgans u.a., zu den Halbgänsen (Familie
Entenverwandte, Unterfamilie der Halbgänse, Enten und Säger (Anatinae)] und ist ein "Neubürger" (Neozoon) in Mitteleuropa. Das ursprüngliche Brutgebiet der Nilgans liegt in Afrika
(S-Ägypten bis S-Afrika). Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie von Offizieren der britischen Kolonialarmee in England als Ziergefügel eingeführt. Um 1850 gab es dort schon erste frei lebende
Populationen. Ab Anfang der 1960er Jahre erste Meldungen aus den Niederlanden. Dort rasche Zunahme und Ausbreitung entlang des Rheins nach Deutschland. Auf dem ersten Foto ein adulter
Vogel, bei dem die arttypischen weißen Deckfedern der Armschwingen vom Flankengefieder vollständig überdeckt sind. Das Männchen auf dem zweiten Foto hingegen präsentiert die Armschwingen-Decken
in voller Pracht. Die Männchen halten häufiger Wache als Weibchen und verjagen andere Wasservögel (vor allem Stockenten) aus der näheren Umgebung des Brutterritoriums.
Die Hauptbrutgebiete in Deutschland liegen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz. Im Jahr 2009 in D schon etwa 5.000 Brutpaare, mit eindeutiger Zunahmetendenz. Brutbiotope sind Binnengewässer (natürliche Seen & Weiher, Stauseen, Baggerseen, Parkweiher, u.a.). Nestbau auf Bäumen, auf Flößen im Wasser, am Boden in Pflanzenwuchs, u.a. Legebeginn sehr variabel, meistens zwischen März und Spätsommer, manchmal auch schon im Februar. Die Gelege enthalten 6 - 10 Eier. Brutdauer 28 - 30 Tage. Das Weibchen brütet allein. Die Küken (drittes Foto) sind Nestflüchter und werden von beiden Eltern geführt. Jungvögel (viertes Foto) sind mit 70 - 75 Tagen flügge. Die Familien bleiben mehrere Wochen, manchmal auch bis mehrere Monate zusammen. Die Nahrung ist überwiegend pflanzlich (Gräser, Blätter und Blattstiele anderer Pflanzen, Getreidekörner, in städtischen Parks auch das von den Menschen angebotene Brot, u.a.), aber teilweise auch tierisch (Regenwürmer und Insekten).
In der Eifel und Voreifel ist die Nilgans lokal Brutvogel (z.B. am Laacher See [Kreis Ahrweiler, RLP], am Jungferweiher [Kreis Cochem-Zell, RLP], am Zülpicher See und Füssenicher See [beide Kreis Euskirchen, NRW], im Stadtpark von Rheinbach [Rhein-Sieg-Kreis, NRW]). Am Rodder Maar [Kreis Ahrweiler, RPL] und an Rhein, Sieg, Ahr und Mosel ist sie Nahrungsgast und z.T. auch Brutvogel (z.B. an der Mosel in der Nähe von Cochem). Als anpassungsfähiger und sehr vermehrungsfreudiger Vogel hat die Nilgans im Verlauf der letzten 20 - 25 Jahre außer Seen und langsam fließenden Gewässern auch vermehrt städtische Parks besiedelt. Weil die Gänse die Wiesen nicht nur als Fraßstandorte nutzen, sondern auch mit ihrem Kot belasten, werden die Verwaltungen der betroffenen Städte schon mit Forderungen nach Reduzierung der Bestände konfrontiert. In einigen Städten wird deshalb bereits über sogenannte Regulierungs-Abschüsse nachgedacht.
Quellen der Informationen zur Art:
(1) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (2) Die Vögel zwischen Sieg, Ahr und Erft (G. Rheinwald & S. Kneitz) Ginster-Verlag, St. Katharinen 2002; (3) Das BLV Handbuch Vögel. Alle Brutvögel Mitteleuropas (E. Bezzel) Gräfe & Unzer Verlag GmbH, München 2019
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