Das Blaukehlchen (Luscinia svecica) [Länge 13 - 15 cm, Geschlechter verschieden gefärbt] ist wie Rotkehlchen, Nachtigall, Hausrotschwanz, u.a., ein Vertreter der Schnäpperverwandten (Muscicapidae). Ergänzend sei hier angemerkt, dass alle letztgenannten Arten bis Mitte der 1990er Jahre zur Familie der Drosseln gerechnet wurden. Von den neun Unterarten des Blaukehlchens  kommen zwei in Mitteleuropa vor; das Weißsternige Blaukehlchen (L. svecica cyanecula), gekennzeichnet durch einen sternförmig aussehenden weißen Flecken auf der sonst blauen Kehle, und das Rotsternige Blaukehlchen (L. svecica svecica) mit einem roten Flecken auf der blauen Kehle.  Das Weißsternige Blaukehlchen ist Brutvogel in den Niederlanden und Belgien, in Nordwest-, Nordost- und Süd-Deutschland, Österreich, Ungarn, im nördlichen O-Europa und mittleren Russland (Regionen südlich der Taiga). Das Brutareal des Rotsternigen Blaukehlchens erstreckt sich vom nördlichen Fennoskandien über N-Russland bis an die Westküste Alaskas (zusätzlich einige kleine Vorkommen in den Alpen). Die folgenden Ausführungen beziehen sich sämtlich auf das Weißsternige Blaukehlchen, welches auch auf den beiden Fotos (aufgenommen im Rehdener Geestmoor im südlichen Niedersachsen) zu sehen ist. Seine bevorzugten Brutbiotope sind feuchte bis nasse Standorte (Moore, Flussauen, Verlandungszonen von Gewässern, Ränder von schilfbestandenen Gräben, etc.). Die Nahrung besteht aus Insekten (hauptsächlich Dipteren und kleine Käfer) und im Spätsommer und Herbst auch aus Beeren und kleinen Steinfrüchten. 

Das Weißsternige Blaukehlchen ist ein Zugvogel. Seine Winterquartiere liegen im Mittelmeergebiet, N-Afrika und W-Afrika südlich der Sahara. Rückkehr in die Brutgebiete Ende März bis Anfang April. Nestbau auf dem Boden oder in geringer Höhe in dichtem Pflanzenwuchs. Legebeginn Mitte bis Ende April. Gelege enthalten 5 - 6 Eier. Brutdauer 12 - 14 Tage. Meist brütet nur das Weibchen. Nestlingszeit 13 - 14 Tage. Beide Elternvögel füttern. Nach Verlassen des Nests sind die Jungvögel (Pulli) noch nicht voll flugfähig (siehe Foto). Ein bis zwei Jahresbruten. Wegzug aus den Brutgebieten Anfang bis Ende September. -  Mit nur ca. 18.000 Brutpaaren in Mitteleuropa und 3.000 - 4.600 in Deutschland (zum Vergleich: Rotkehlchen 2,5 - 4 Mio. in D) gehört das Weißsternige Blaukehlchen zu den seltenen Vögeln. Der Artbestand in Mitteleuropa ist gefährdet durch die ständige Vernichtung von geeigneten Brutbiotopen in der Industrie-,  Intensivagrar- und Kulturlandschaft (Trockenlegung oder Aufforstung von Feuchtstandorten, Beseitigung von Schilfgürteln an Gewässern, Flussbegradigung, etc.). Deshalb bereits ein Eintrag in der Roten Liste Deutschland als eine vom Aussterben bedrohte Art. 

Quellen der Informationen zur Art:  (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.)

Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001; (2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas

(H.-G. Bauer et al., Hrsg.)  AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012;  (3) Der Kosmos Vogelführer (L. Svensson et al.)

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2011

Zur übergeordneten Seite

Schnäpperverwandte